9. Dezember 2011

„Freier Journalismus“ und das falsche Bild des Iran


Warum halten so viele Menschen an einem Weltbild fest, das jeder Logik widerspricht? 

Quelle: Zweifellos leistet die vereinheitlichte Berichterstattung in den Medien ihren Beitrag. Wie „frei“ ist also „freier Journalismus“? 

Sind sich Redakteure ihrer Eingeschränktheit bewusst? Was passiert, wenn einer aus der Reihe tanzt? Das jüngste Beispiel dafür bietet Ken Jebsen, ehemaliger Mitarbeiter von Rundfunk Berlin-Brandenburg. Seine Analyse über die Situation im Iran – Jebsen ist persischer Abstammung – bietet einen objektiven Einblick in die bedrohlichen Entwicklungen. Neben nicht konformer Berichterstattung, wirft man ihm obendrein aber auch noch eine antisemitische Einstellung vor, damit es ja niemand wagt, sich zu seiner Verteidigung zu erheben.

Es liegt schon einige Monate zurück, dass ich ein Gespräch mit einem Mitarbeiter einer namhaften deutschen Zeitung führte. Ich gehe davon aus, dass es auf allgemeines Verständnis stößt, dass ich keinen der beiden Namen zitierte. Ich wollte von ihm jedenfalls wissen, ob ihm und seinen Kollegen exakte Richtlinien für die Art ihrer Berichterstattung vorgegeben seien. Er erklärte mir, dass dies nur gelegentlich der Fall sei. Doch im allgemeinen weiß einfach jeder, was bei der Redaktion willkommen ist – und was nicht. Die Linientreue wird nicht direkt erzwungen. Allerdings, verstößt jemand gegen die ungeschriebenen Verordnungen, so kann es durchaus passieren, dass er zu einem Gespräch gebeten wird. Und den eigenen Job zu erhalten, hat logischerweise Vorrang.

Einer der schwarzen Schafe ist der 45-jährige Ken Jebsen. Er verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte journalistischer Erfahrung  18 Jahre arbeite er mit RBB zusammen. Seit April 2001 moderierte und produzierte er die von ihm selbst konzipierte äußerst beliebte Radioshow „KenFM“. Am 6. November wurde seine Sendung als Warnung erst einmal ausgesetzt. Am 23. November wurde die Zusammenarbeit endgültig aufgelöst.

Als Anlass dafür zitiert Der Spiegel Claudia Nothelle, die Programmdirektorin des RBB: „Der Sender hat Herrn Jebsen gegen den Vorwurf verteidigt, er sei Antisemit und Holocaust-Leugner. Allerdings mussten wir feststellen, dass zahlreiche seiner Beiträge nicht den journalistischen Standards des RBB entsprachen.“

Was und wie berichtet werden darf, um den „journalistischen Standards des RBB“ zu entsprechen, wird nicht näher erläutert. Es ist aber auch zu lesen, dass ihm nahegelegt wurde, sich weniger um politische Themen anzunehmen. Kein Wunder, wenn man seine Ansichten einmal kennt.

Aber, leuchten nicht sofort die roten Warnlichter im Hinterstübchen des Gehirns auf, läuft es einem nicht sofort kalt über den Rücken, drängt sich nicht sofort ein „Ach so ist das“ auf, beim Lesen der Worte „Antisemitismus“ und „Holocaust-Leugner“? Verspüren wir nicht sogleich eine Tendenz, das Thema abzuhaken? Wer will denn auch nur irgendetwas mit „so Einem“ zu tun haben?

Aber langsam. Bleiben wir erst einmal am Boden der Objektivität. Was genau wird Ken Jebsen hier vorgeworfen?

Der Spiegel zitiert den Stein des Anstoßes. In einer Email, das er nach einer Sendung an einen Hörer schrieb, fand sich folgender Satz: "Ich weiß, wer den Holocaust als PR erfunden hat!"

Erst einmal tief schlucken, dann aber trotzdem objektiv bleiben.

Abgesehen davon, dass es sich bei dieser Email offensichtlich um eine Antwort auf eine Zuschrift handelte und wir über keine Informationen bezüglich des Zusammenhangs verfügen, lesen wir diesen Satz ein zweites Mal: "Ich weiß, wer den Holocaust als PR erfunden hat." Ja, zweifellos finden sich darin die beiden Worte, die grundsätzlich niemals im selben Satz stehen dürften: „Holocaust“ und „erfunden“. Aber, steht zwischen diesen beiden Worten nicht: „als PR“?

Hier würde ich gerne auf ein durchaus lesenswertes Buch verweisen: „Die Holocaust-Industrie: Wie das Leiden der Juden ausgebeutet wird“, von Norman Finkelstein. Ausführlich erklärt der Autor, welche Geschäfte sich um diesen überaus tragischen und unverzeihlichen Massenmord ranken. Er erklärt, wie es dazu kam, dass, obwohl nicht mehr als 100.000 Juden bei Kriegsende aus nazi-deutschen Konzentrationslagern befreit wurden, die Zahl der sogenannten „Holocaust-Überlebenden“ im Laufe der Jahrzehnte auf eine Million ansteigen konnte. Und das letzte, was man Finkelstein vorwerfen könnte, wäre Antisemitismus. Seine eigene Mutter zählte zu den Opfern des Holocaust, wurde glücklicherweise befreit und später mit einer lächerlich niedrigen Summe entschädigt.

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