Ein „Werk“ des Mossad?
Quelle: In kurzer Zeit haben sich im Iran zwei heftige Explosionen ereignet.
Offiziell handelte es sich um Unfälle – doch es gibt Indizien für eine
Beteiligung des israelischen Geheimdienstes.
Am 12. November war eine Anlage der iranischen Revolutionsgarde westlich
von Teheran in die Luft geflogen. Die Detonation war dermassen heftig, dass
noch in den Vororten der 50 Kilometer entfernten Hauptstadt die Fensterscheiben
klirrten. Offiziell war schnell die Rede von einem Unfall beim Transport von
Munition. Der Schaden werde in ein paar Tagen behoben sein, hiess es von Seiten
der paramilitärischen Elitetruppe.
Satellitenaufnahmen, die am Dienstag vom privaten Institute für Science and
International Security (ISIS) in Washington veröffentlicht wurde,
widersprechen diesen Angaben. Sie zeigen, dass «die gesamte Einrichtung
zerstört wurde», wie ISIS-Analyst Paul Brannan in einem Interview mit der «New York Times» erklärte:
«Nur einige wenige Gebäude sind stehen geblieben.» Exiliranische Kreise hatten
eine Munitionsexplosion bereits zuvor ausgeschlossen.
Raketentest als Ursache?
Das lässt neue Spekulationen aufkommen, denn bei der Explosion waren 17
Personen ums Leben gekommen, darunter General Hassan Moghaddam, der als
wichtige Figur im iranischen Raketenprogramm galt. Dessen Bruder hatte einer
iranischen Zeitung erklärt, die Detonation habe sich während Tests an einer
neuen Interkontinentalrakete ereignet. Das ISIS meint, zu dem Vorfall sei es
gekommen, «als Iran einen Meilenstein bei der Entwicklung einer neuen Rakete
erreicht hatte».
Westliche Beobachter schliessen nicht aus, dass der israelische Geheimdienst
Mossad hinter der Explosion steckt, mit der General Moghaddam «ausgeschaltet»
werden sollte. «Glauben Sie den Iranern nicht, dass es sich um einen Unfall
handelte», sagte eine ungenannte westliche Geheimdienstquelle dem US-Magazin «Time». Es seien noch
weitere Sabotageakte geplant, um die Entwicklung einer iranischen Atomwaffe
aufzuhalten: «Im Magazin befinden sich noch mehr Patronen», sagte der
Geheimdienstler.
Atomanlage im Visier?
Eine wurde möglicherweise bereits abgefeuert, denn am Montag ereignete
sich eine weitere Explosion in der Stadt Isfahan. Dort befindet sich eine
Anlage zur Urananreicherung. Iranische Regierungsvertreter äusserten sich
widersprüchlich: Mal wurde der Vorfall gänzlich bestritten, dann hiess es, die
Detonation habe sich während einer militärischen Übung ereignet, und
schliesslich war die Rede von einer Explosion an einer Tankstelle.
Doch auch in diesem Fall gibt es Hinweise auf einen Sabotageakt. Die
Londoner «Times» berichtete am Mittwoch
mit Berufung auf israelische Geheimdienstkreise, die Explosion habe sich
«zweifellos» in der Atomanlage ereignet, es habe sich «nicht um einen Unfall»
gehandelt. Satellitenbilder sollen den Beleg liefern. Auch Generalmajor Giora
Eiland, der ehemalige Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrats, sagte dem
israelischen Armeeradio, die Explosion von Isfahan sei kein Unfall gewesen.
Israels verdeckter Krieg
Immer wieder wird über einen Angriff Israels auf das iranische
Atomprogramm spekuliert. Die beiden Explosionen könnten darauf hindeuten, dass
eine derartige Operation längst im Gang ist – nur dass sie nicht mit
Kampfflugzeugen, sondern verdeckt durchgeführt wird. Auch der Computerwurm
Stuxnet und die Tötung von iranischen Nuklearforschern könnten Teil einer
solchen Operation sein. Verteidigungsminister Ehud Barak jedenfalls sagte nach
der Explosion vom 12. November im Armeeradio: «Möge es
mehr davon geben.»
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