19. April 2013

KenFM über Terror - Adrenalin des Systems!


Ken Jebsen über Terror. Offiziell wird Terror immer von "den Anderen" ausgeübt, doch kein Staat kommt ohne Geheimdienste und ihre verdeckten Aktionen aus, die nichts anderes sind, als Terror!

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Passend zum Thema:
Einer der mutmaßlichen Boston-Bomber ist tot. Nach dem Zweiten läuft einen Großfahndung.

Quelle: Gute Reporter ticken wie Kripobeamte. Auf der Suche nach dem wahren Kern einer Story, gehen sie kriminalistisch vor. Es zählen nur Fakten. Ideologie sollte keinen Platz haben, und Logik ist das A und O.

Boston kommt nicht zur Ruhe.

Erst werden auf dem Traditionsmarathon zwei Bomben gezündet. Drei Menschen sterben, unter ihnen ein achtjähriges Kind. Rund 170 Personen werden zum Teil schwer verletzt, will sagen, müssen sofort in Krankenhäuser gebracht werden, wo man ihnen mitteilen muss, dass die Ärzte nicht umhinkommen, Teile ihrer Arme und Beine zu amputieren.

Nach einer Explosion in Texas, wo eine Düngerfabrik detonierte und zwischen 15 und 17 Tote „produziert“ haben soll und es aussieht wie nach einem Bombenangriff in Bagdad, hat es erneut einen Toten in Boston gegeben.

Es fielen Schüsse auf dem Campus der Eliteuniversität MIT. Sie trafen einen Polizisten. Als er im Krankenhaus ankam, konnten die Ärzte nur noch seinen Tod feststellen.

http://www.n-tv.de/politik/Boston-Ein-Verdaechtiger-tot-einer-auf-der-Flucht-article10502371.html

Der Täter soll ein Mann gewesen sein, der nach dem Schuss auf den Beamten unerkannt entkam.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/schiesserei-an-us-uni-bei-boston-1.1652959

Wie gesagt, Boston kommt nicht zur Ruhe.

Die Massenmedien präsentieren uns ekelhafte Bilder. Verstörende Bilder. Bilder, die jeden normal denkenden Menschen wütend machen müssen.

Wut trübt die Sinne. Wut ist ein schlechter Berater, wenn es darum geht, Schlüsse zu ziehen.
Wir, die Reporter und Journalisten, wissen nichts! Wir wissen nur das, was uns die US-Dienste an Material anliefern. Sondiertes Material.

Wie üblich in so einer aufgeladen Situation, stehen Polizei und sämtliche ermittelnden Behörden enorm unter Druck. In einem US-Thriller würde jetzt der Satz fallen: „Die Öffentlichkeit erwartet einen schnellen Erfolg!“

Dem möchte ich widersprechen. Die Öffentlichkeit erwartet vor allem wasserdichte Fakten. Wenn das FBI erst eine Pressekonferenz ankündigt und dann wieder cancelt, macht das nicht nur einen dilettantischen Eindruck, es eröffnet auch das Feld für allerlei abstruse Vermutungen.

Stellen wir klassische Fragen:
Warum wird eine FBI-Pressekonferenz abgesagt, nachdem sie erst angekündigt wurde?

Nun, dafür kann es nur einen Grund geben. Das, was man als Fakt präsentieren wollte, eine Spur, einen Täter etc., stelle sich als so dünn heraus, das man einen Rückzieher machen musste, um sich nicht zu blamieren. Die Zeiten haben sich geändert. Auch für die Polizei. Es ist kaum noch möglich, einen Täter aus dem Hut zu zaubern, ohne dass die Internet-Community sich nicht im Kollektiv aufmachen würde, um das Präsentierte auf seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Es gibt da draußen inzwischen Millionen Detektive mit Zugang zum Netz. Lügen kommen heraus.

Sehen wir uns nun die Bilder der beiden Verdächtigen an, die das FBI uns vor wenigen Stunden, präsentierte. Männer mit Rucksäcken, dicken Jacken und Basecaps.

Ja, diese Männer könnten mit dem Boston-Anschlag etwas zu tun haben. Oder auch nicht. Ein ausgebeulter Rucksack muss keinen Schnellkochtopf enthalten. Hier könnte auch ein Motorradhelm transportiert werden. Wer einigermaßen Eitel ist, setzt nachdem er einen Motorradhelm vom Kopf genommen hat, ein Basecap auf, um seine zerstörte Frisur zu verbergen. Eine ganz simple Erklärung.
Um zu wissen ob sie nicht zutrifft muss man den Mann befragen. Dazu muss man ihn also finden. Wir wissen, dass einer der beiden Verdächtigen am Ort des Geschehen kurz zuvor einen Rucksack abstellte. Ob exakt dieser Rucksack wenig später detonierte, wissen wir nicht. Wir vermuten es lediglich. Vermuten heißt nicht wissen.

Findet man den oder die beiden Verdächtigen nicht, kann man der Öffentlichkeit verkaufen, dass das eine Art Beweis sei. Sie sind untergetaucht. Das aber ist ebenfalls eine Vermutung. Vielleicht sind die Männer nicht untergetaucht, vielleicht wurden sie eher abgezogen. Z.B. von einer Gruppe, für die sie im Auftrag gehandelt haben. Diese Gruppe kann aus privaten Kreisen stammen. Sie kann Teil einer staatlichen Spezialeinheit sein. Auch das wissen wir schlicht nicht. Wir wissen nur, dass wir fast nichts wissen. Die Gefängnisse sind voll von Menschen, die von einem ordentlichen Gericht aufgrund von Beweisen verurteilt wurden, die sich Jahre später als falsch herausgestellt haben. Die Öffentlichkeit brauchte einen schnellen Erfolg.

Was sollte uns im Falle Boston wirklich zu denken geben? Wiederum eine ganz einfache Frage:

Angenommen, einer von uns hätte vor, eine so abscheuliche Tat auszuführen. Also eine Bombe an einen extrem belebten Ort zu bringen, um sie dort zu zünden.
Würden wir nicht sämtliche Register ziehen, um im Anschluss der Tat möglichst nicht erkannt zu werden?

Ein Marathon, noch dazu der aus Boston, ist ein Medienereignis. Es gibt unzählige Kamerateams. Unzählige private Hobby- und Handy-Filmer, und jede Menge CCTV-Anlagen. Jeder Attentäter weiß das.
Wenn er also vor hat, in die Höhle des Löwen zu gehen, ist Tarnung das A und O.

Was wir auf den Fahndungsbildern des FBI erkennen, sind Männer, die sich nicht den Hauch von Mühe gegeben haben, um später nicht identifiziert werden zu können.

Ist ein solches Verhalten logisch?

Geht ein Mensch so vor, der offensichtlich über genügend Sachverstand verfügt, dass er a) überhaupt eine zündfähige Bombe bauen kann, die nicht dann detoniert, wenn er noch am Set ist, und b) die er an einem Event sprengt, für den er sich bewusst entschieden hat? Ein Täter also, der taktisch und damit logisch denkt? Der seine Tat akribisch geplant hat?

Warum sind diese Verdächtigen so wenig daran interessiert, dass man sie später auf einem Fahndungsfoto ganz einfach erkennen und damit ergreifen kann? Sie wussten, dass das ganze Land sie jagen würde. Mit schwer bewaffneten Spezialeinheiten.

Warum haben diese „berechnenden Schwerverbrecher“, diese „eiskalten Profikiller“, etwas doch recht wesentliches vergessen - sich ein wenig mehr zu verkleiden?

Diese Frage treibt mich um. Als Reporter. Ohne Wut. Kriminalistisch denkend. Ohne ideologische Sonnenbrille.

In diesen Minuten nun wird bekannt, dass einer der beiden Verdächtigen tot ist. Erschossen durch Polizeikugeln in einem Bostoner Vorort, Watertown.
Der Mann, der beim Marathon ein schwarzes Basecap trug.

http://www.nzz.ch/aktuell/panorama/festnahme-nach-schiesserei-bei-boston-1.18067394

Nach dem zweiten Verdächtigen - nicht Täter, Verdächtigen!! - läuft im Raum Boston eine Großrazzia.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/nach-marathon-anschlag-grosseinsatz-in-boston-ein-verdaechtiger-tot-zweiter-fluechtig-1.1652923

Wieder ein paar ganz einfache Fragen:
Warum landen Hauptverdächtige, Staatsfeinde, in den USA immer seltener vor einem Zivilgericht?

Warum schaffen sie es immer seltner, vor der Öffentlichkeit auszusagen?

Das wäre enorm wichtig. So könnte man erfahren, ob hinter ihnen ein Netzwerk steht. Wenn wir das nicht exakt wissen, indem wir es von den Verdächtigen erfahren, müssen wir uns später mit der Einzeltäter-Theorie der Behörden abfinden. Einer Theorie. Seit 9/11 scheinen Theorien anstelle von stichhaltigen Beweisen schwer in Mode zu sein. Warum ist das so?

Können die US-Behörden nicht Hauptverdächtige festnehmen, ohne sie zu erschießen? Oder wollen sie nicht? Dürfen sie nicht? Stichwort OBL.

Fest steht: Sie könnten. Wenn sie wollen. Oder wenn sie sollen.

Guantanamo ist voll von Hauptverdächtigen, bei denen man alles dafür gab, sie lebend zu bekommen. Nur lebend waren sie Wertvoll. Allerdings dringt nichts von dem, was sie sagen, an die Öffentlichkeit. Bis heute. Nichts.

Sind solche Gefangenen in Wahrheit vielleicht Zeugen?

Osama Bin Laden kam nicht mehr zu Wort.
Saddam Hussein kam nicht mehr zu Wort.
Lee Harvey Oswald kam nicht mehr zu Wort.

Ich haben große Zweifel, das der Verbleibende der Verdächtigen von Boston jemals zu Wort kommen wird.

Ein Verdächtiger, der „im Eifer des Gefechtes“ zu Tode kommt, verwandelt sich wie über Nacht in einen Täter. Das ist falsch. Auch wenn es inzwischen üblich ist. In dubio pro reo!

Ein Verdächtiger, der sich nicht mehr verteidigen kann, ist in etwa das Letzte, was ich mir unter einem wasserdichten Beweis vorstelle.

Warum macht man sich heute als Reporter verdächtig, wenn man seinen Beruf so ernst nimmt, wie das die Kripo tut? Wenn man Fragen stellt. Wenn man Antworten, die nicht logisch sind, hinterfragt.
Wenn man dran bleibt.

Die Öffentlichkeit braucht keinen schnellen Erfolg. Die Öffentlichkeit braucht Fakten. Sie braucht Verdächtige, die die Öffentlichkeit öffentlich befragen kann. Im Fall Boston wurde diese Chance Donnerstag Nacht um 50% Reduziert.

Ich habe Probleme damit. Nicht nur als Reporter.

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