16. Dezember 2011

Wir brauchen eine andere Nachrichtenkultur

Quelle: Dienstag war wieder einer dieser Tage, an denen die Menschen in Deutschland voller Schrecken die Nachrichten verfolgt haben bzw. das, was sie für Nachrichten halten. Ich selber befand mich auf einer langen Autofahrt, so dass ich in den speziellen Nachrichtensendern im Radio die Entwicklung gut verfolgen konnte. Am Mittag kamen die ersten Meldungen von mehreren Explosionen in der Innenstadt von Lüttich. Die Schilderungen glichen schlimmsten Terroranschlägen.


Natürlich war mein erster Gedanke: Hoffentlich ist es kein Muslim! Was für ein absurder Gedanke, was haben jene “Meldungen“ und “Nachrichten“ nur aus mir gemacht? Es gab doch mehrere Tote und – wie sich später herausstellte – weit über einhundert Verletzte.

Das Leid der Betroffenen wird doch nicht geringer, wenn der oder die Attentäter keine Muslime waren oder sind. Aber die Nachrichtenhetze – anders kann man das kaum noch nennen, was hier passiert – hat uns zu solch absurden Gefühlen verirren lassen. Ich widerspreche innerlich meinen falschen Gefühlen und verfolge weiterhin gebannt die Nachrichten. Im Viertelstundenrhythmus werden sie wiederholt, und jedes Mal kommen neue Details dazu. Da ist von einer Strafvollzugsanstalt bzw. einem Gefängnis in der Nähe die Rede, aus der mehrere Insassen ausgebrochen sein sollen, womit die inzwischen in den Schilderungen zu kriegsähnlichen Zuständen hochstilisierten Nachrichten im direkten Zusammenhang stehen sollen. Dann gibt es eine regelrechte Verfolgungsjagd mehrerer Attentäter durch die halbe Stadt mit diversen Schusswechseln mit der Polizei. Hubschrauber kreisen über der Stadt; ein Chaos ohnegleichen.

Doch dann – oh Wunder – war es am Ende ein Einzeltäter, der zuerst drei Menschen tötet und viel zu viele andere verletzt, und es gab keinen Ausbruch aus irgendeinem Gefängnis und es gab auch keine Verfolgungsjagd mit irgendwelchen Schusswechseln. Der Attentäter trägt zwar einen Namen, der auf einen muslimischen Migrantenhintergrund schließen lässt, aber als stadtbekannter Krimineller, der wegen Waffendelikten und Dogenhandel bekannt ist, kommt er auch als “Islamist“ nicht in Frage – Gott sei Dank. Die Behörden versichern dann auch sehr schnell, dass es kein Terroranschlag war: Was für eine Situation, in der bei jedem größeren Kriminaldelikt die Behörden jetzt immer erklären müssen, dass es kein Terroranschlag war!

Woher aber kommen jene Nachrichten, dass irgendwelche Insassen aus irgendeinem Gefängnis ausgebrochen sein könnten? Wer hat so etwas gemeldet, dass es gleich um die ganze Welt verbreitet wurde? Woher stammt die Nachricht, dass es eine Verfolgungsjagd durch die halbe Stadt gegeben habe, wobei die Polizei und die Täter sich auch noch Schusswechsel geliefert haben sollen? Warum gibt es eigentlich keinerlei Rechenschaft oder Verantwortlichkeit für verbreitete Lügen?

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