19. Dezember 2011

Die USA offerieren elf Schweizer Banken die Straffreiheit

Quelle: Credit Suisse, Basler KB und HSBC müssen bis Ende Jahr ihr US-Geschäftsmodell offenlegen

VON LUKAS HÄSSIG

BERN Freitagmorgen, 10 Uhr, Bernerhof, der Sitz des Eidgenössischen Finanzdepartements: Vertreter der elf Schweizer Banken, die von den USA bedrängt werden, warten auf vertrauliche Informationen von Michael Ambühl, dem Finanz-Staatssekretär und Unterhändler im Steuerkrieg mit den Amerikanern. Anwesend sind auch Spitzenleute der Bankenaufsicht Finma, von Justiz, Steuerverwaltung und der Bankiervereinigung. Was Ambühl den Banken nach monatelangem Verhandlungsmarathon als Offerte überbringt, erscheint wie ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Es gibt, so die Botschaft des Chefbeamten, eine Lösung ohne Anklage.

Laut einem Involvierten müssen beim Deal beide Seiten nachgeben. Die elf bedrängten Banken erhalten von der US-Justiz je ein individuelles Abkommen à la UBS offeriert. Adressaten sind die Credit Suisse (CS), Julius Bär, Wegelin, die Zürcher Kantonalbank (ZKB), die Basler Kantonalbank (BKB), die Neue Zürcher Bank (NZB) in Liquidation und die Schweizer Ableger von HSBC, der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) und den drei israelischen Banken Leumi, Hapoalim und Mizrahi.

Im Gegenzug müssen die Banken erleichterte Rechtshilfegesuche aus Washington akzeptieren und damit alle Informationen ihres US-Offshoregeschäfts via Bern an die USA liefern. Die Namen der US-Kunden werden geschwärzt. Obendrauf kommt eine Busse. Die Banken müssen bis nächsten Dienstag schriftlich ihr Einverständnis erklären.

Jede der elf Banken soll umfassendes Datenmaterial aushändigen. Darunter fällt:

- die Korrespondenz zwischen Banken und ihren US-Kunden, inklusive Sitzungs- und Telefonnotizen;

- interner Schriftwechsel über US-Kunden in den jeweiligen Abteilungen und mit dem Management;

- Korrespondenz zwischen Banken und Drittfirmen wie externen Vermögensverwaltern und Treuhändern betreffend US-Kunden;

- alle Dokumente über das US-Geschäftsmodell sowie die Informationen über US-Gelder, die Drittbanken überwiesen wurden.

Brisant: Selbst die Namen ihrer US-Offshorebanker müssten die Banken übermitteln. Allerdings soll dies unter der Auflage erfolgen, dass die USA keine individuellen Strafverfahren anstrengen würden

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

mutzumzorn@gmx.ch